VERBALEROTIK
so alt wie die Menschheit selbst
so alt wie die Menschheit selbst
Schon das biblische Hohelied der Liebe ist an einigen Stellen so zweideutig, dass im 19. Jahrhundert junge Mädchen dieses 13. Kapitel des 1. Korintherbriefs weder lesen noch hören durften. Nichts sollte ihre Phantasie anregen! Denn genau darum geht es bei der Verbalerotik: Das Triggern des Kopfkinos; das Entfachen der Lust durch Ideen des erotischen Partners – wer auch immer der/ die Auserwählte sein mag. Dank eben jener Phantasie erreichen wir unvorstellbare Höhen der Lust – körperliche Kontakte können damit sogar völlig überflüssig werden. In Zeiten der Cyber-Liebe und des Internets durchaus ein ernst zu betrachtendes Thema.
Jeder Mensch hat seine eigenen und höchst individuellen Phantasien. Deshalb ist nur allzu logisch, dass einige während gewisser Erzählungen erregt werden und andere die gleichen Worte als eher abstoßend oder zumindest als gleichgültig empfinden. Eines haben jedoch alle gemeinsam: Die Stimme und ihre Klangfarbe ist mehr als ausschlaggebend. Die meisten reagieren auf ein leises und dunkles Timbre, die leichte Erregung erkennen lässt. Jeder kann dies mit einem völlig belanglosen Ausdruck selbst testen. „Ich komme jetzt“, lässt – leicht, sachlich und neutral dahin gesagt – nur vermuten, dass man gleich an der Tür klingeln wird. Der gleiche Satz etwas leiser, eventuell noch stöhnend und mit dunklerem Tonfall vorgetragen, bedeutet natürlich etwas völlig anderes – darüber ist sich jeder im Klaren. Wer sich etwas besser kennt, weiß, was wen wie erregt und wo die Grenzen gezogen werden müssen. Einer neuen Bekanntschaft gegenüber, sollte man sich daher zunächst sehr offen anvertrauen und dann gemeinsam in das Reich der grenzenlosen Phantasie eintauchen. Es wäre schade, wenn man mit einer ungewollten Überschreitung einer solchen die aufgeputschte und genussvolle Erregung zerstören würde. So lieben manche Erzählungen und Gespräche, die in den SM-Bereich gehören. Andere turnt der Gedanke an Unterwerfung oder gar Schmerzen vollkommen ab. Offenheit ist deshalb das A und O!
Der Dirty-Talk ist absoluter Hauptbestandteil der Verbalerotik – ob es nun der vielzitierte Telefonsex ist oder das Liebesgeflüster im Bett. Allerdings heizen heiße Worte auch die Stimmung an, wenn man gemeinsam erotische Stunden oder eine erotische Nacht verbringt. Verbalerotik sollte nicht zerredet werden: Machen und nicht lange darüber reden, ist Trumph. Natürlich kann es erregend, wenn „er“ erzählt, dass er von einem Dreier träumt oder homoerotische Träume hat. Selbstverständlich darf „sie“ äussern, dass sie Sex in der Öffentlichkeit schon etwas länger beschäftigt. Viele Männer lieben durchaus „schmutzige“ Worte. Die Frage, ob es nun gesellschaftsfähig ist oder nicht, stellt sich in der Liebe nicht. Der Kick besteht in der Aussprache des Gedachten, im Überwinden der Scham, dem Verlassen des Regelkonformen. Ist es nicht so? Am helllichten Tag, beispielsweise im Büro, möchte keine Frau als „schmutzige, geile Schlampe“ bezeichnet werden. Unter anderen Umständen, etwa im Séparée, wo sich Lust und Leidenschaft die Hand reichen, kann der gleiche Satz sehr sexy klingen. Überhaupt kann man während des Liebesspiels mit Worten wesentlich härter und intensiver umgehen, als man es in Wirklichkeit je tun würde. Es werden nicht nur Schamgefühle überwunden, nein, es ist sogar befreiend, endlich das sagen oder hören zu können, von dem man schon lange geträumt hat. In einigen Fällen kann es dann durchaus auch passieren, dass aus Träumen Realität wird. In einer Partnerschaft, in der Sex nicht tabuisiert wird, sollte offen und ehrlich vermittelt werden, was wer möchte. Der gemeinsame Dialog und damit eine offene Kommunikation sind die Grundzutaten einer funktionierenden Beziehung!
Die meisten Sexspiele könnten wesentlich heißer sein, wenn beide Partner offener und kommunikativer wären. Leider läuft der Geschlechtsverkehr bei vielen Menschen, ob Paar oder nicht, eher schweigend ab. In der Liebe lautet das Motto „alles kann, nichts muss“ und sollte von beiden in diesem Sinne gelebt werden. Flüstern Sie sich sexy Dinge ins Ohr, seien Sie kreativ, beamen Sie sich in eine sorglose Welt voller Lust und Begierde – fühlen Sie sich frei und jung. Erlaubt ist, was gefällt. Wer sich zu Beginn etwas schwer damit tut, seine erotischen Gedanken in Worte zu fassen, kann versuchen, über einen erotischen Traum zu sprechen. Mit diesem kleinen Trick lassen sich anfängliche Schamgefühle durchaus überwinden. Fakt ist, wer von Anfang an offen ist und sich stets authentisch präsentiert, hat es in der Erotik wesentlich leichter.
Kleiner Tipp: Flüstern Sie Ihrem Partner Ihre Phantasien unbedingt in das linke Ohr, da dieses direkt mit der emotionalen Hälfte des Gehirns verbunden ist. Erotische Ideen kommen sofort an, die Wirkung ist größer…mit weitreichenden, lustvollen Konsequenzen!