FISTING
EINE GANZ BESONDERE SEX-PRAKTIK
EINE GANZ BESONDERE SEX-PRAKTIK
Ob anal oder vaginal: Das Fisting – zu Deutsch Fausten – geht weit über gewöhnliche Fingerspiele hinaus. Hier führt der Sex-Partner/in die ganze Hand bis zum Gelenk oder darüber hinaus in Anus oder Vagina ein, um den anderen so zu penetrieren. Dabei kann die Hand zur Faust geformt sein oder mit ausgestreckten Fingern im Körper des anderen vor- und zurückbewegt werden. Der aktive Part ist meist dominant, der andere devot. Es gibt auch Switcher, die beides erregt. Anales oder vaginales Fisting steht bei den meisten Paaren oder Singles, die sich zu Sex-Dates treffen, nicht auf der Tagesordnung. Es zählt zu den extremeren sexuellen Praktiken, dennoch wird aber keineswegs nur unter erklärten Anhängern von SM oder BDSM gefistet. Die Grenze zwischen besonderer Vorliebe und hartem SM verläuft fließend. Definitiv wird sie Richtung SM oder BDSM überschritten, wenn vaginales oder anales Fisting Lustschmerz erzeugen oder bestrafen soll. In dem Fall wird die Vorbereitung auf das Fisting ausgelassen und auch die gewöhnlichen Grenzen gelten nicht mehr.
Die Evolution hat die Vagina der Frau sehr belastbar gemacht. Schließlich ist sie der Geburtskanal für ein Baby und kann sich dann sogar noch weiter dehnen, als es für das Einführen von einer oder zwei Händen erforderlich ist. Ein solches Doppelfisting ist nochmals eine Steigerung. Dabei werden zwei Hände in die Vagina eingeführt; alternativ dringt eine Hand in die Vagina, während die andere in den Anus gleitet. Genauso ist ein doppeltes anales Fisting möglich. Der Anus von Frau oder Mann kann sich dem zwar anpassen, ist allerdings anatomisch nicht annähernd so darauf vorbereitet wie die Vagina. Durch eine zu schnelle und zu große Belastung kann es dort leicht zu Verletzungen kommen. Analfissuren oder das Einreißen der Afterschleimhaut können die Folge zu groben Handelns sein. Das Analfisting erfordert deswegen noch mehr Vorbereitung als ein vaginales Fisting, damit sich der Schließmuskel langsam an eine immer größere Dehnung gewöhnen kann. Viele beginnen hier mit einem oder zwei und drei Fingern. Anschließend sollten Sextoys für die Vorbereitung genutzt werden – Dildos oder Anal- beziehungsweise Buttplugs. Diese Sextoys gibt es in unterschiedlichen Stärken, wodurch sich ein ganz besonderer Trainingseffekt erzielen und immer weiter steigern lässt. Die Vagina produziert dabei ihr eigenes Sekret, was schon von Natur aus für eine ordentliche Gleitfähigkeit sorgt. Hier ist nicht immer ein Gleitgel erforderlich. Beim Üben mit Sextoys und später beim Fisting des Anus sollte hingegen in jedem Fall ein lang anhaltendes, silikonhaltiges Gleitmittel benutzt werden. Gummihandschuhe gleiten mit dem Gel besser und vermeiden zugleich ein Infektionsrisiko. Ein Toilettengang einige Zeit vorher und eine Analdusche sorgen zuletzt für Sauberkeit beim Analfisting.
Beim harten Fisting im Zuge von SM-Sex lassen die Sexpartner diese Vorbereitungen und den Schutz oft weg. Hier gehört es zum gemeinsamen Einverständnis, dass Schmerzen, eine Blutung oder auch eine Unsauberkeit dazugehören können. Dabei werden oft weitere körperliche Folgen des Fistings bewusst nicht beachtet. Viele Nicht-BDSMler lieben das Fisting anal oder vaginal ausschließlich wegen der besonderen Luststeigerung. Es kann Frauen wie Männern deutlich intensivere Orgasmen bescheren. Bei ihr spielt dabei meist das größere Volumen einer Hand gegenüber einem Penis oder das Spiel der Finger tief in der Vagina eine entscheidende Rolle. Ein Mann erfährt beim Analfisting eine äußerst intensive Prostatastimulation für stärkere Orgasmen. Die Vagina ist nur unmittelbar nach dem Fisting verändert und spürt dann weniger von einer normalen Penetration. Sie bildet sich aber schnell wieder zurück beziehungsweise entspannt sich wieder. Eine langfristige Beeinträchtigung wie eine dauerhafte Weitung ist ausgeschlossen. Anders sieht das beim Anus aus. Der Schließmuskel besitzt ebenfalls die natürliche Fähigkeit, sich wieder zu entspannen und zusammenzuziehen. Allerdings gibt es einige Berichte und medizinische Meinungen, die hier mit zunehmendem Alter bei regelmäßigen Analfistings oder anderen starken Analdehnungen eine mögliche Langzeitfolge deutlich machen. Gerade bei Älteren kann der Schließmuskel seine Funktion weitestgehend verlieren und Stuhlinkontinenz auslösen. Hier sind regelmäßige proktologische Untersuchungen empfehlenswert, um dies rechtzeitig zu erkennen. Aber auch in jüngeren Jahren sollte auf erste Anzeichen einer Beeinträchtigung durch häufiges Fisting des Anus geachtet werden – zum Beispiel Stuhlschmieren. Solche Risiken lassen sich genau wie Schmerzen beim Fisting durch Vorbereitung und viel Geduld vermeiden oder weitestgehend minimieren.
Manchmal liegt es auch an der Tagesform und der richtigen Entspannung, ob Frau oder Mann bereit dafür ist. Sind sie bereit, kann das Fisting ein äußerst intensives Erlebnis bereiten – ob aktiv oder passiv, devot oder dominant.