Titten, Thesen, Temperamente

In einer Stunde wird sich die Stimmung in der Küche dramatisch ändern. Die Brünette, die gerade noch Champus trinkt, wird sich vor Lust krümmen, während die Blondine, mit der sie angestoßen hat, langsam zwischen ihren Beinen verschwindet. Noch wirkt alles wie eine gewöhnliche Hausparty: Lächeln, Smalltalk. „Wie geht’s deinem Freund?“, fragt die eine. „Och, ganz ok!“, kommt die Antwort. „Und, wie war Euer Urlaub?“ Die Endzwanzigerin strahlt, als sie erzählt, dass sie im zweiten Monat schwanger ist. Freudiges Kreischen, Umarmungen – ganz so, als wäre dies ein gewöhnliches Treffen unter Freundinnen. Frauen. Man kennt sich. Teilweise.

Aber klar: Die meisten Girls auf dieser Party lieben Frauen, auch wenn sie mit Männern zusammen sind. Heuchlerei? Blanke Realität! Wow, wie viele vermeintliche Hetero-Typen eigentlich auch schwule Neigungen haben. Die Sehnsucht nach zarten Lippen, sanften Berührungen und weicheren Kurven – Dinge, die ihre Typen nicht bieten können … macht „sie“ an. Während sie hier ihre Begierden ausleben, bleiben ihre Boyfriends daheim. „Wenn Frauen unter sich sind, ist die Energie einfach anders“, erklärt Carla, 32, die mit einer Freundin diese „Ladies only“-Party organisiert hat – schon zum dritten Mal – ein voller Erfolg. Seit Jahren lebt sie in offenen Beziehungen, sowohl mit Männern als auch mit Frauen. Doch bei gemischten Partys, erzählt sie, werden knutschende Frauen oft zu einem Spektakel für Männer, die sie dazu bringen wollen, sich wie in einem Porno zu verhalten. „Frauen, die etwas miteinander haben, wollen keine Show abliefern“, sagt Carla. „Sie wollen den weiblichen Körper erkunden – ohne den Druck, einem Typen zu zweit zu gefallen.“

Girls just wanna have fun!

Der Abend verläuft ganz so, wie Carla es vorhergesagt hat. Nach dem ersten Drink hat sich Lisa in die Lederschaukel gesetzt, während Lea sie spielerisch anschubst. Es wirkt fast wie auf einem Spielplatz, bis Lisa ihre schlanken Beine um die nicht ganz so athletische Lea schlingt: So egal, Geilheit wertet nicht! Ihre Lippen finden sich, Hände wandern unter die Kleidung, bis sie in Höschen verschwinden – in ihre feuchte, dann bald klatschnasse Pussy. Ein paar Frauen blicken neugierig durch die geöffnete Tür, während andere ungefiltert weiterflirten. Doch Lisa und Lea, die sich gerade küssen, sind so in ihrem Moment versunken, dass klar ist: Sie tun das nicht für andere. Es ist für sie. Und vermutlich haben sie es sich schon lange gewünscht – wie alle anderen, die heute hier sind. Ausblendung des Alltags zu 100%.
„Neulich las ich, dass sich Umfragen zufolge fast fünf Prozent der Frauen zu beiden Geschlechtern hingezogen, und etwa dreieinhalb Prozent sich als lesbisch definieren. Viele weitere sind zumindest neugierig. Auf Pornhub, der größten Pornoseite der Welt, suchen Frauen 900-mal häufiger nach „Pussy lecken“ als Männer. Bei Partys wie dieser können sie endlich ihre Neugier ausleben. Wieso nicht mal testen? Gefällt es einem vielleicht sogar besser als der Schwanz des eigenen Mannes?“, fragte Carla in die Runde.
Feuchte Pussys lieben’s heiß!
Kurz nach Mitternacht verwandelt sich die Altbauwohnung in ein sinnliches Fotzen-Paradies. Lesbische Paare versinken auf den Matratzen, hier und da schließt sich noch eine weitere Sexhungrige an. Arme und Beine verschlingen sich, Körper verschmelzen, feuchte, geschwollene Muschis reiben sich zum Höhepunkt bis man nicht mehr weiß, wo der eine endet und der nächste beginnt. Lippen treffen auf Lippen, Hände erkunden Brüste, Rücken und Po, Fotzen werden bis zur Besinnungslosigkeit geleckt. Der Raum ist erfüllt von leisem Stöhnen, vermischt mit Techno-Beats. Der Duft von Parfum und der Hitze der Körper erfüllt die Luft.
„Für Bisexuelle, vor allem für solche, die in heterosexuellen Beziehungen leben, ist es oft schwierig, andere Gleichgesinnte zu finden“, erklärt Carla. „Man sieht es den meisten nicht an. Viele haben Angst, zu fragen.“ Die Mehrheit der Gäste hier hat sie über eine Plattform für Frauen, die Frauen mögen, kennengelernt: skirtclub.co.uk. Eine der mittlerweile zahlreichen Plattformen, auf denen Frauen sich austauschen und Lesben-Parties organisieren.

Super simple Orga: Eine Nachricht in der WhatsApp-Gruppe, und wer kommen will, bringt eine Flasche seines Lieblingsgetränks mit. Kein Eintritt, kein Druck – alles kann, nichts muss. Voraussetzung: alle Frauen stehen auf Frauen. Klar! Ebenso klar: oft wartet der Typ daheim … der Anker der Sicherheit, der Norm, des zweiten Ichs. Was alle nicht wissen, kann doch nicht ernsthaft irgendwen heiß machen! „Ach wie gut, dass niemand weiß“ … Rumpelstilzchen hat’s doch irgendwann im Märchen gesagt … wenn man Bock hat, Part-time-Lesbe zu sein?
Zwei einfache Regeln gibt es: 1. Alles basiert auf gegenseitigem Einverständnis. 2. Die Türen der Schlafzimmer müssen offen bleiben, aus Sicherheitsgründen und damit niemand zu lange auf ein Bett warten muss. Namen sind Schall und Rauch – müssen nicht zwangsläufig ausgetauscht werden, in der Luft riecht es nach Sex, Leichtigkeit und nach vertrauter Anonymität. Wow, kann denn wirklich alles so einfach sein?

Nach der Party ist vor der Party

Nach einem heißen Moment kehren die noch befriedigten Mädels halbnackt in die Küche zurück … das Haar zerzaust, die Schminke weggeknutscht, zwischen den Beinen ein triefendes, pochendes Nass … und unterhalten sich über die kleinen Dinge des Lebens. „Warst du schon mal in eine Frau verliebt?“ – „Was sagt dein Freund dazu?“ Manche erzählen offen, dass ihre Typen Bescheid wissen. Andere schweigen, weil sie es lieber geheim halten. Nummern werden ausgetauscht, und manchmal sogar Visitenkarten. Wenn der Sex gut war, gilt die Devise „halten!“ … Typen nehmen sich doch auch, was und wann sie etwas möchten. Weiß man denn selbst alles? Nö. Also!
Klar, es geht um Sex. Doch es entsteht auch ein Netzwerk Gleichgesinnter, die neugierig sind, sich gegenseitig unterstützen und zwischendurch ihre lesbische Ader ausleben wollen. Sonja, eine Freundin von Carla, hat vor einem Jahr angefangen, eine „Bi-Ladies-Night“ in Köln zu veranstalten. „Ich wollte was Heißes erleben und Frauen treffen, die mich verstehen“, sagt sie. „In lesbischen Clubs höre ich oft: ‚Das ist doch nur eine Phase.‘ Aber ich schlafe seit mehr als zehn Jahren mit Frauen.“ Sonja glaubt, dass solche Abende in Zukunft häufiger werden. „Das Bedürfnis ist da. Und endlich trauen sich Frauen. Muschis lecken und keiner weiß es … wie geil kann das Leben eigentlich sein?